Nach dem Urlaub muß ich die Bahnreise in den nördlichen Schwarzwald nach Ettlingen, südöstlich von Karlsruhe gelegen, antreten. Über Eisenach - Frankfurt am Main - Heidelberg - Karlsruhe ging die schöne Bahnfahrt, in der Zeit der Baumblüte.
In Ettlingen absolvierte ich nun die Waffenschule. Ettlingen ist die älteste Unteroffiziersschule von Deutschland. Von Jauer sind auch noch einige Kameraden nach hier versetzt worden. Es gibt ja mindestens 15 Schulen davon in ganz Deutschland und auch noch einige Unteroffiziersvorschulen. Unser erster Eindruck in Ettlingen war angenehm. Es war nicht mehr so ein hartes Pflaster wie in Jauer. Es ging alles etwas ruhiger und gemütlicher zu.
Die Garnison trug den Namen "Blucher". Ich bin der schweren, der 4. Kompanie zugeteilt. In dieser Kompanie werden wir an Infanteriegeschützen (I.G.), an schweren Maschienengewehren (S.M.G.) und Granatwerfern ausgebildet. Die Ausbildung ist sehr vielseitig, Die anderen Dinge, wie allgemeinbildender Unterricht und dergleichen, haben ungefähr den gleichen Turnus wie in Jauer.
Hauptmann Dannenberg, ein Schwabe, ist unser Komapnie-Chef, unser Zugführer Oberleutnant Meyer und als Gruppenführer haben wir Unteroffizier Breitenbüchler aus Pforzheim. Er war bedeutend besser und auch intelligenter als unser damaliger "Pirunje" in Jauer.
Die schöne badische Landschaft im Raum Rüppur an der Autobahn und auch bis Durlach lernen wir bei der Ausbildung am besten kennen. Auch Gewaltmärsche bis zum West-Wall an der französischen Grenze wurden unternommen, wo wir auch einige Bunker besichtigen durften.
Ich liege auf der Stube 105 mit 14 Mann. Auf unserer Stube befanden sich 5 Ostpreußen, mit den ich mich glänzend verstand, vor allem mit beiden Kamerade auch Insterburg, Preuß und Zimmermann. Die Stube 105 war eines der lustigsten und lebhaftesten Zimmer im Kompaniebereich. Es kam aber auch vor, daß wir mal unangenehm aufgefallen sind. Aber unsere ostpreußischen Landsleute brachte dabei kein Ausbilder aus der Ruhe. Es waren einfach Pfundskerle. Besonders hatten sie Stabsfeldwebel Trümpelmann aus Radebeul, ein waschechter Sachse, auf dem Kieker.
Dieser Stabsfeldwebel, ein alter Zwölfender (12 Jahre gedient), hatte die Waffenkammer unter sich. Nach jedem Waffenreinigen auf der Stube, mußten sie wieder zur Waffenkammer gebracht werden, bis auf unsere Gewehre 98K, die bei uns im Gewehrständer blieben. Die Ostpreußen gingen zu gern in die Waffenkammer, um die sächsischen Kraftausdrücke beim Kommandieren von Trümpelmann zu hören. Sie konnten sich da den Bauch halten, vor lauter Lachen und Trümpelmann gab seine Kommandos "Hinlegen Ihr Hornochsen" und sie mußten immer mehr lachen. Dann ließ er sie in der ganzen Waffenkammer herumrobben, aber die Leute hat er sich eingeprägt.
Am einem der nächsten Tage war Stabsfeldwebel Trümpelmann als Portepeeträger O.V.W. (Offizier vom Wochendienst). Er machte außer dem Unteroffizier vom Dienst auch Stubenkontrollen. Da hat er aber seine Wut ausgelassen. Wir fielen bei den Spindkontrollen auf. Alles war eben nicht in Ordnung. Wir mußten im Nachthemd die Stube schrubben, nachdem er vorher drei große Eimer Wasser in der Stube ausgeschüttet hatte.
