Saturday, 7 November 2009

Lazarettaufenthalt in Karlsruhe und Kur in Bad Herrenalb: Juni bis September 1943

Im Juni 1943 verlegt man uns nach Elsaß-Lothringen, nach Bitche, zur Gefechtsausbildung auf dem Truppenübungsplatz. Wir müssen schon den Rhein südlich von Karlsruhe mit Schlauchbooten übersetzen. Ich wurde dort ernstlich krank, und zwar hatte ich einen Nackenfurunkel direkt auf dem Nerv. Ich mußte ins Krankenhaus nach Karlsruhe, dort wurde ich sofort operiert.

Als ich transportfähig war, wurde ich nach Bad Herrenalb, mitten im Schwarzwald, nördlich von Baden Baden verlegt. In dem Kurort waren fast all Kurhäuser und Hotels als Teil-Lazarette eingerichtet worden. Ich lag im Post-Hotel. Der Leiter einiger Lazarette auch im Post-Hotel ist Stabsarzt Dr. Vögtle aus Stuttgart, der einst als Kinderarzt tätig war. Die Schwestern waren sehr nett, aber sie waren fast alle streng katholisch erzogen. Spaß haben sie verstanden, aber nur bis zu einem gewissen Grade.

Bad Herrenalb an der Alb, einem Gebirgsflüßchen, gelegen, ist die höchste Erhebung dieses schönen Albtals. In diesem Tal schlängelte sich eine Kleinbahn, das "Albtalbähnle" von Karlsruhe über Ettlingen und Busenbach nach Bad Herrenalb hinauf, was gleichzeitig Endstation ist.

Wir bekommen im Lazarett auch oft Besuch von der NSV (Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt) und werden auch von Jungmädelgruppen betreut. In den Lazaretten des Ortes oder besser gesagt des Städtchens sind viele Schwerverwundete. Auch sehr viele, die schon amputiert worden sind, die Arme oder Beine verloren haben. Ich habe dort sehr oft Ausgang, habe den Hals mit einer Art Stehkragenverband verwickelt, der mich überhaupt nicht hinderte. Der Heilungsprozeß nahm gewaltige Fortschritte an. Hier verbringe ich die schönsten und angenehmsten Stunden meines Lebens. Unsere Freizeit beim Ausgang wurde mit Theaterbesuch oder Kurkonzert sowie Golf spielen verbracht.

Eines Tages erhielt ich den Auftrag als Ordonanz für Verpflegung und Wäschetransporte verantwortlich zu sein. Jede Woche ein bis zwei mal lautete mein Auftrag mit dem Albtalbähnle Verpflegung, hauptsächlich Konserven, von Karlsruhe nach Herrenalb zu holen. Außerdem noch schmutzige Wäsche hin und saubere Wäsche auf dem Rückweg mitzunehmen. Das wurde mir alles am Bahnhof in Karlsruhe in einen Gepäckwagen verladen. Meine Aufgabe bestand darin, die Ware zu übernehmen und zu kontrollieren, und dafür zu unterzeichnen. Da ging immer ein ganzer Tag drauf. Ich hatte dann aber soviel Zeit, in Karlsruhe einen Stadtbummel zu machen. Mußte mich dann in Karlsruhe mittags selbst verpflegen. Dafür bekam ich dann reichlich Reisemarken, die ja in den Kriegsjahren einschließlich Lebensmittelkarten eingeführt wurden.

Meine schöne Genesungszeit nahm nun ein Ende und ich wurde am 15. September 1943 in Genesungsurlaub geschickt, für zehn Tage in die Heimat. In Großkayna daheim treffe ich zufällig auf noch einige Urlauber und zwar Franz Rudi, Hofmann Erich, Naundorf Gerhard und Hoffmann Helmut. Das war ein Grund ein Photo beim Photographen machen zu lassen.

Hier ist das beschriebene Portrait-Photo, was Opa's Schwester in einem alten Album gefunden und mir eingescannt hat.
Als der Urlaub rum war, mußte ich wieder zu meiner alten Einheit nach Ettlingen, denn der Lehrgang lief ja noch bis Ende September. Es fiel mir schwer nach all der schönen Zeit wieder Soldat zu spielen. In Ettlingen beim Ausgang suchten wir die uns schon bekannten Ausflugsziele öfters auf - das Lokal "Wilhelmshöhe" und das etwas abgelegene Lokal "Hedwigs Hof". In Ettlingen wurden wir alle zum Befreiten befördert. Meine Kameraden kamen alle durchweg zum Fronteinsatz und ich mußte diesen halbjährigen Lehrgang wiederholen. Wo ich hinkomme wurde mir noch nicht gesagt.