Saturday, 31 October 2009

Beginn der Unteroffiziersschule in Jauer: Herbst 1942

Das erste Halbjahr begann mit der Grundschule und das zweite Halbjahr war dann die Waffenschule. Ich hatte nun die Einberufung erhalten, mich am 01.10.1942 in Jauer bei Liegwitz in Niederschlesien zu melden. Eingeteilt an der HUS Jauer Unteroffiziersschule des Heeres 2. Kompanie. Die Schule hatte Batallionsstärke, also vier Kompanien. Das Städtchen Jauer lag an den Ausläufern des nahegelegenen Katzbachbegirges, wo der Ort Wallstatt liegt, bekannt aus dem 7-jährigen Krieg, als die Preußen die Schlacht an der Katzbach über die Franzosen und Österreicher für sich entschieden.

Als wir am ersten Tage unserer Ankunft nach der Einteilung, auf der Kleiderkammer unsere sämtlichen Bekleidungsstücke empfingen, merkten wir, daß ein rauer Ton vorherrschte. Wir mußten uns auf einen harten Ton gefaßt machen, lieber einmal mehr die Hacken zusammen knallen und immer antworten "Jawohl Herr Feldwebel". Schon in den ersten Tagen war unser Dienst auf dem Kasernenhof nicht sehr angenehm. Man lernte uns Exerzieren, Grüßen und Gewehrgriffe. Neben unserer abwechslungsreichen Ausbildung haben wir die Woche an zwei Tagen allgemeinbildenden Unterricht und auch ein paar Stunden Sport. Es wurde uns gesagt, daß wir dadurch die mittlerer Reife erringen können.

Mein Gruppenführer der 2. Gruppe des 1. Zuges ist Feldwebel Hadamitzki und nicht zu vergessen Obergrenadier Waller als Stubenältester. Der mußte den Lehrgang wiederholen und mußte von uns mit "Herr Obergrenadier" angeredet werden. Vor dem mußten wir uns vorsehen, der brachte Posten zum Feldwebel. Der Zugführer war ein Österreicher Oberleutnant Ehrenberger. Er war der beste von allen Ausbildern, sehr sachlich und nicht so grob. Der Kompanie-Chef war Hauptmann Henkel. Seine Kompanie wurde als Zirkus Henkel bezeichnet, weil von ihm persönlich fast an jedem Wochenende Strafexerzieren angesetzt ist. In Frage kommen die schlechten Schützen oder wer sonst in der Woche aufgefallen ist. Da ging es hoch her, schon durch seine außergewöhnlich Strenge, die er an den Tag legte beim Kommandieren. Feldwebel Hadamitzki war Oberschlesier und sprach auch diesen Akzent sehr deutlich. Wir nannten ihn mit Spitznamen auf polnisch "Pirunje", was er natürlich nicht hören durfte.

Meine Ausbildung: 1940 - 1942

Ostern des Jahres 1940 verließ ich die 8-klassige Volksschule in Großkayna. In dieser Zeit hatte unser Rektor Kramer von der Schule Großkayna meinen Eltern den Vorschlag unterbreitet, daß ich auf Grund meiner guten Zeugnisse an einem Lehrerseminar teilnehmen konnte, wo man Gelegenheit hatte, die Offizierslaufbahn nach Abschluß des Seminars einzuschlagen. Mein Vater war aus gesundheitlichen Gründen nicht einverstanden. Er brauchte mich ja in der Wirtschaft zur Arbeit. So machte ich eine Landarbeiterlehre von zwei Jahren mit Berufsschule. In dieser Lehre hatten wir die Woche einmal nachmittags Unterricht. Das Praktikum absolvierte ich bei meinem Vater und im Frühjahr 1942 mußte ich in Zorbau bei Weißenfels die Landarbeitslehre abschließen und ein Prüfung ablegen, die ich mit guten Noten bestand.

Inzwischen hatte mein Bruder Kurt die Schule verlassen. Da er mehr Interesse an Landwirtschaft hatte, sollte er nun den Vater unterstützen. Für mich war es nun schwierig ein passende Arbeit zu finden. Es war nun inzwischen Sommer geworden des Jahres 1942. Da bekam ich ein Anzeige in die Hände, wo Leute des Jahrganges 1925 und 1926 gesucht wurden, als Schüler für eine Unteroffiziersschule. Ich habe dann unmittelbar ein Bewerbungsgesuch losgeschickt. Da bekam ich Antwort noch eine Eignungsprüfung in Freiberg abzulegen, die drei Tage dauerte. Da wurde man sportlich im Schwimmen, Turnen und Leichtathletik getestet. In erster Linie aber auch schriftlich und mündlich. Vor allem wurde jeder gründlich untersucht und auf Tauglichkeit geprüft. Die Aufnahmeprüfung hatte ich bestanden und die Unterlagen bekam ich schriftlich zugeschickt. Der Lehrgang soll ein Jahr dauern, in Friedenszeiten waren es zwei Jahre.